Dornbirner Marktplatz 1938

Die Industriestadt Dornbirn war im 19. Jahrhundert ein Zentrum der Liberalen und seit der Jahrhundertwende der Mittelpunkt der Großdeutschen Partei, die einen Anschluss an Deutschland anstrebte, antimarxistisch, antiklerikal und anti­semitisch war.

Hier befanden sich auch zahlreiche deutschnationale Vereine, Turn-, Sport- und Kulturvereine, welche das deutsche Gedankengut pflegten und die Basis für eine organisatorisch starke NSDAP darstellten.

Aus Dornbirn stammte in den 30er Jahren die Elite dieser Partei - der Gauleiter, die Führer von SA, SS, NSKK und Hitlerjugend. Nirgends im Land war dann auch die aktive und ideologische Auseinandersetzung mit dem Gegner, den Christlich-Sozialen, so groß.

Kräftige Unterstützung erhielt die Partei vom „Vorarlberger Tagblatt“ und von den Großindustriellen.

Diese besaßen für einen Anschluss an Deutschland nicht nur ideologische Gründe, sondern auch wirtschaftliche, da der deutsche Absatzmarkt und das dy­namische Wirtschaftsprogramm Hitlers ungleich bessere Zukunftsaussichten boten, als das enge Österreich, der Rest der einst wirtschaftlich starken Monar­chie.

Es war daher selbstverständlich, dass kurz nach dem „Anschluss“ vorerst Dornbirn und nicht Bregenz Sitz der Gauleitung wurde. In Dornbirn träumte man zu dieser Zeit davon Landeshauptstadt zu werden. Es reichte letzten Endes zur Kreisstadt.

Zur selben Zeit erlebte jedoch Dornbirns NS-Führung ihre größte Enttäuschung, weil Gauleiter Hofer die gezielte Auflösung des Gaues Vorarlberg und dessen Einglie­derung in den Gau Tirol betrieb, die im Jahr 1940 abgeschlossen war.

Damit war auch Vorarlbergs NS-Elite im wesentlichen ihrer Macht beraubt. Dies bedeutete jedoch keinesfalls, dass sie die Grundwerte ihrer NS-Ideologie aufgab.