VORARLBERG 1938
Geschichte Vorarlbergs | Unterrichtsmaterial
Bild 07
Erinnerungsurkunde
an die Gemeinde Feldkirch zur Volksabstimmung vom 10. April 1938
Überblick
Vorarlberg hatte mit 98,1 % Ja-Stimmen für den Anschluss das „schlechteste“ Ergebnis in Österreich. Die Wahlbeteiligung war mit 98,6 % die „geringste“.
Auch die Militärpersonen Vorarlbergs waren mit 98,6 % weniger anschlussfreudig als im gesamten Österreich mit 99,8 %, was dazu beitrug, dass das Alpenjäger-Bataillon Nr. 5 noch im Sommer 1938 als einzige österreichische Einheit aufgelöst und auf andere Truppeneinheiten aufgeteilt wurde.
Die schlechtesten Abstimmungsergebnisse fanden sich im Bezirk Bregenz in den grenznahen Gemeinden des Bregenzerwaldes. In Österreich befürworteten 99,7 % der abgegebenen Stimmen die „Wiedervereinigung“ mit dem „Altreich“, mit Großdeutschland.
1. Aufsehenserregendes Ergebnis
Die Gründe für dieses international aufsehenerregende Ergebnis waren sehr vielfältig.
Bei einem Großteil der Bevölkerung war der zur Schau gestellte Enthusiasmus für den „Anschluss“ echt. Es zeichnete sich auch ein rascher wirtschaftlicher Aufschwung ab, und eine Reihe „nationalsozialistischer Werte“, wie etwa Pflicht, Ordnung, Vaterlandsliebe, Tüchtigkeit und kritiklose Unterordnung unter Autoritäten jeglicher Art waren auch der „Vorarlberger Mentalität“ zu eigen.
2. Kirche und Sozialdemokratie
Die positive Einstellung der Führung der katholischen Kirche und einiger sozialdemokratischer Spitzenpolitiker zum „Anschluss“ tat ihr übriges.
Während die Kirche mit dem Nationalsozialismus vor allem die antimarxistischen, antisemitischen und antidemokratischen Überzeugungen teilte, freute sich so mancher Sozialdemokrat über den Fall der austrofaschistischen Diktatur.
3. Perfekte Propaganda, die Großmächte und die Angst
Beeinflusst wurden die Wahlen auch durch eine perfekte Propaganda, die alles Bisherige in den Schatten stellte und die den einzelnen zutiefst erfasste.
Außerdem schien eine Ablehnung des „Anschlusses“ sinnlos, akzeptierten doch auch die Großmächte die vollzogene Annexion.
Dazu gesellten sich massive Drohungen der NS-Machthaber, falls es zu einem schlechten Wahlergebnis kommen sollte. Auch konnte in vielen Fällen vom Wahlgeheimnis keine Rede sein.
4. Ohnmacht und Gefängnis
Im Taumel der Begeisterung sah man freilich die Vielzahl ehemaliger Christlich-Sozialer, Sozialdemokraten und Monarchisten nicht, die in tiefer Trauer und Ohnmacht resignierten oder bereits in Gefängnissen saßen.