Maibaum in Feldkirch 1938

Am 1. Mai 1938 wurde erstmals eine fast 30 m hohe Tanne, geschmückt mit Zunftzeichen, aufgestellt.

Dieser Tag, einst von den Sozialdemokraten und der katholischen Kirche gefei­ert, wurde von den Nationalsozialisten mit neuer Symbolik und germanisch-na­tionalen Funktionen belegt.

Er wurde zum Tag der „Volkseinigung“, des Frühlings, der Überbrückung der Klassengegensätze und der Arbeit.

An diesem „Ehrentag der deutschen Arbeit“ wurde Hitler „als der erste und größte Arbeiter und Soldat des deutschen Volkes“ gefeiert. Ihm war es gelungen „den deutschen Arbeiter als gleichwertigen Volksgenossen in die Volksge­meinschaft einzugliedern“, so lauteten die Parolen und Erklärungen der Vorarl­berger Kreisleiter und Parteigrößen.

In Feldkirch wies man auch darauf hin, dass der Maibaum ein Fruchtbarkeitssym­bol sei und die „hohe sittliche und völkische Kraft“ des deutschösterreichischen Volkes versinnbildliche.

An den Maifeiern nahm der größte Teil der Bevölkerung und die gesamte Arbei­terschaft teil. BdM und HJ präsentierten Tänze und kürten ein „Mai-Königspaar“.

Im ersten Jahr des Anschlusses herrschte überall Aufbruchsstimmung und Be­geisterung, wozu die ständigen, organisierten und propagandistisch genutzten Staatsfeierlichkeiten beitrugen.

Es war nicht nur einseitige Propaganda, wenn in einer Vorarlberger Zeitung stand, „wohin man schaut, man spürt einen Willen, aber auch eine Freude, die das ganze Städtlein (Feldkirch) durchpulst und jeden packt ...“.

Die objektiven Folgen dieser Begeisterungswelle waren Rekord-Heiratsziffern und hohe Geburtenraten.

Die soziale Unterstützung der Familie und die ärztliche Betreuung von Schwangeren und Kleinkindern trugen zusätzlich zum Bevölke­rungswachstum bei.