VORARLBERG 1938
Geschichte Vorarlbergs | Unterrichtsmaterial
Bild 10
Barackenlager und Großbaustelle
der Illwerke auf der Bielerhöhe
Überblick
Am 15. März 1938, drei Tage nach dem Anschluss, wurde auf Grund vorhandener Pläne und der Geldreserven des Landes Vorarlberg mit der Errichtung des Obervermuntwerkes und des Silvrettaspeichers begonnen.
Dieses größte österreichische Wasserkraftprojekt hatte zur Deckung des Strombedarfes für die deutsche Rüstungsindustrie höchste Dringlichkeitsstufe.
Für die Arbeiten wurden Tausende Arbeitskräfte benötigt, nach Kriegsbeginn handelte es sich bei diesen zunehmend um Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene.
1. Ausbau der Wasserkraft
Der Ausbau der Montafoner Wasserkräfte wurde bereits vor Kriegsbeginn als militärische Aktion angesehen und Gauleiter Hofer verglich ihn mit dem „Westwall“ (militärischer Befestigungsgürtel gegen Frankreich):
„Ihr und Westwallarbeiter arbeiten für Deutschlands Zukunft und Glück, Ihr sorgt dafür, dass niemand mehr Deutschland bedrohen kann“.
2. Arbeitsplätze, Wohnungsbau und Unterstützung für Familien
Für Vorarlbergs Arbeitnehmerschaft zählten in den Jahren 1938/39 in erster Linie jedoch nicht Propagandaziele, sondern Arbeit und Lohn. Und das gab es nach dem Anschluss zur Genüge, nachdem es seit 20 Jahren daran gemangelt hatte.
Die grassierende Arbeitslosigkeit der Vorjahre war schnell beseitigt. Gleichzeitig versuchte das NS-Regime die Arbeiterschaft durch Wohnungsbau und sozialpolitische Maßnahmen für sich zu gewinnen.
Es unterstützte Familien mit Kinderbeihilfen und Ehestandsdarlehen, die Entschuldung der Bauern wurde veranlasst, der Fremdenverkehr blühte – er war aufgrund deutscher Wirtschaftssanktionen gegen Österreich 1933 weitestgehend eingebrochen.
3. Rüstungsaufträge
Rüstungsaufträge kurbelten die Textil- und Metallindustrie an. Trotz ursprünglicher Vorbehalte schien sich der Anschluss „gelohnt“ zu haben, bis der Kriegsbeginn ein jähes, furchtbares Erwachen brachte.
4. Unzufriedenheit der Arbeiter
Innerhalb der Vorarlberger Arbeiterschaft herrschte trotz der Aufbruchsstimmung allerdings auch Unzufriedenheit.
Gründe hierfür waren stagnierende Löhne, steigende Lebenserhaltungskosten, längere Arbeitszeiten und die Zwangsverpflichtung für Arbeiten im „Altreich“.