GROßES WALSERTAL
Vorarlbergs Städte und Talschaften | Unterrichtsmaterial
Gemeinden: | Blons, Fontanella, Raggal, St. Gerold, Sonntag, Thüringerberg |
im Bezirk: | Bludenz |
Bevölkerung: | 3.446 (2022) |
Fläche: | 160 km2 |
Hauptfluss: | Lutz |
Materialien
Bilder und Videos
Videos
Vorarlberg von oben, Blons
0:44 min | 2017
Vorarlberg von oben, Fontanella
1:09 min | 2017
Vorarlberg von oben, Raggal
0:55 min | 2017
Vorarlberg von oben, St. Gerold
0:45 min | 2017
Vorarlberg von oben, Sonntag
1:12 min | 2017
Vorarlberg von oben, Thüringerberg
1:51 min | 2017
Vorarlberg von oben, Faschina (Fontanella)
0:44 min | 2017
Vorarlberg von oben, Propstei St. Gerold
1:41 min | 2017
Vorarlberg von oben, Walsertal und Walserkamm
2:29 min | 2017
Lawinenkatastrophe Blons (1954)
Der Blonser Engel (Albert Dünser)
Lawinenkatastrophe 1954
15:58 min | 2021 | Mittel- und Oberstufe
Alps Desaster (1954)
Lawinenkatastrophe Blons
2:01 min | 1954
INTERAKTIVE LERNSPIELE
Spiele
Spielanleitung
Vorbereitung: | Klasse in Gruppen einteilen - Gruppennamen eintragen - auslosen, welche Gruppe mit der Wahl der Frage beginnt |
Spielablauf: | Es kann die Gruppe antworten, die am schnellsten ein bestimmtes Signal gibt, oder es antworten alle. |
Punktevergabe: | Drückt man bei den Gruppen auf + (richtig) oder - (falsch), wird die Punkteanzahl der jeweiligen Frage berücksichtigt. |
Spielende: | Die Mannschaft mit der höchsten Punkteanzahl gewinnt. |
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Arbeitsmaterial
Arbeitsblätter (PDF)
Landkarten (Bilder)
Gemeindekarten (Bilder)
Wappen (Bilder)
Großes Walsertal im Überblick
1. Übersicht | 4. Wirtschaft | 7. Bsundrigs |
2. Blons, Fontanella, Raggal | 5. Verkehr | |
3. St. Gerold, Sonntag, Thüringerberg | 6. Landschaft | 8. Geschichte des Großen Walsertals |
- Übersicht
Übersicht Das Große Walsertal liegt in der Mitte Vorarlbergs und wird von der Lutz entwässert. Ins Tal gelangt man vom Walgau aus oder von Damüls her über das Faschinajoch.
Das etwa 25 km lange steile Kerbtal mit kaum einem ebenen Talgrund verläuft vom Fuße der Braunarlspitze westwärts bis zum Walgau. Nordseitig bildet der Walserkamm eine markante natürliche Begrenzung der Talschaft. Die südliche Talbegrenzung bildet das Lechquellengebirge vom Hohen Fraßen über die Rote Wand bis zur Braunarlspitze.Zahlen und Daten Gemeinden: Blons, Fontanella, Raggal, St. Gerold, Sonntag, Thüringerberg Bevölkerung: 3.446 (2022) Fläche: 160 km2 Länge: 25 km Bezirk: Bludenz Besiedelung Mit dem Einsiedler Gerold beginnt die Geschichte der Besiedlung des Tales. Nachdem Gerolds Besitzungen in das Eigentum des Klosters Einsiedeln übergegangen waren, begannen rätoromanische Bauern als erste sich in der Umgebung des Klosters, auf dem „Klosterberg“, niederzulassen. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts erreichten die ersten Walser das Große Walsertal.
Bis zur Erschließung mit Straßen und dem Einsetzen des Fremdenverkehrs war das Tal jahrhundertelang von der Außenwelt abgeschieden.Namensgebung Als das Tal im 10. Jahrhundert noch ein Wildnis war, wurde es Frisun oder Friesental genannt. Rätoromanische Bauern gaben zahlreichen Fluren noch heute gebräuchliche rätoromanische Bezeichnungen. Der Name der Talschaft geht auf die Walser und deren Herkunft im Schweizerischen Oberwallis zurück.
Streusiedlung Da keine Talsohle vorhanden ist, rodeten die Walser die Hänge. Die einzelnen Höfe liegen teils weit auseinander und bilden eine Streusiedlung. Es gibt keine kompakten Dörfer. Um die Kirchen hat sich im Laufe der Zeit ein Dorfkern mit Schule, Gemeindehaus, Gasthaus oder Kaufladen gebildet.
Die Siedlungsräume werden hauptsächlich durch Tobel gegliedert, wobei jede Gemeinde zwei oder mehrere solche „Wohnberge“ umfasst.Die Gerold-Legende Urkundlich steht fest, dass ein rätischer Adeliger namens Adam bei Kaiser Otto I. in Ungnade fiel. Deshalb flüchtete er in die Einsiedelei. Im Drusental (Walgau) lebte er als Büßer. Dank der Fürsprache des Abtes von Einsiedeln wurde Adam am 1. Jänner 949 von Kaiser Otto begnadigt und rehabilitiert. Von dieser Begnadigung berichtet die erste Urkunde des Tales.
Einer Legende zufolge soll Gerold, ein Herzog von Sachsen, in dieser Einöde des Friesentals gelebt haben. Auf Bärenjagd entdeckten ihn Jäger des Grafen Otto von Jagdberg-Montfort. Der Graf schenkte ihm das Gebiet seiner Einsiedelei und späteren Herrschaft St. Gerold. Gerolds Söhne Kuno und Ulrich zogen sodann zu ihrem Vater in die Wildnis und lebten nach den Regeln des hl. Benedikt. Seinen Besitz vermachte Gerold dem Stift Einsiedeln.
- Gemeinden
Gemeinden Zum Großen Walsertal gehören sechs Gemeinden: Blons, Fontanella, Raggal, St. Gerold, Sonntag und Thüringerberg.
- Blons
Übersicht Die knapp 15 km² große und etwa 350 Einwohner zählende Gemeinde erlangte durch die Lawinenkatastrophe 1954 traurige Berühmtheit, als in Blons 96 Personen von Lawinen verschüttet wurden, von denen 57 dem „weißen Tod" nicht entkommen konnten.
In neuerer Zeit hat sich Blons besonders um Nachhaltigkeit im Umgang mit Energie bemüht. So wie auch alle anderen Gemeinden des Tales nimmt Blons am e5-Landesprogramm für energieeffiziente Gemeinden teil. Unterhalb der Hüggen-Alpe befindet sich eine der größten nachgeführten Photovoltaikanlagen Europas mit einer Gesamtleistung von 440 KW. Im Dorfzentrum befindet sich ein Puppenmuseum.Zahlen und Daten Bevölkerung: 338 (2022) Fläche: 14,87 km2 Lage Zentrum: 903 m ü.A. Wappen von Blons Im schräg geteilten Schild ist im oberen blauen Feld ein fünzackiger silberner Walliserstern, im unteren silbernen Feld eine grüne Tanne zu sehen.
Die Verleihung erfolgte am 14. Oktober 1969.Pfarrkirche Blons Die Pfarrkirche Unserer Lieben Frau der Unbefleckten Empfängnis in Blons ist eine barocke Landkirche. Sie wurde im Jahre 1684 fertiggestellt und 2014 vor allem innen saniert.
Seit 1689 ist Blons eine selbständige Pfarrei. Davor wurden die Sonntagsmessen in St. Gerold besucht, Hochzeiten oder Beerdigungen in Bludesch/Thüringen abgehalten. Die Kirche blieb bei der Lawinenkatastrophe von 1954 verschont. In Erinnerung an die Opfer wurde eine Lawinenglocke gegossen, an der alle 57 Namen angebracht sind.- Fontanella
Übersicht Fontanella hat eine Fläche von 31 km² und ist die höchstgelegene Gemeinde des Tales, die Kirche liegt auf 1.145 m Meereshöhe. Den Namen bekam sie von einer Schwefel- und Eisenquelle. Die Bevölkerung bezieht ihr Einkommen hauptsächlich aus der Landwirtschaft, dem Tourismus oder durch Arbeit außerhalb des Tales.
Früher bildete Fontanella zusammen mit Damüls das Obere Walsergericht und gehörte somit zur Herrschaft Feldkirch-Montfort und nicht zu Blumenegg, wie das übrige Walsertal. Auch heute noch sagen viele Walser statt Fontanella „´s Obergrecht“.Zahlen und Daten Bevölkerung: 468 (2022) Fläche: 31,24 km2 Lage: 1.145 m ü.A. Ortsteile: Faschina, Garlitt, Kirchberg, Mittelberg, Seewald, Türtsch Wappen von Fontanella Im quergeteilten Schild befinden sich zwei fünfzackige rote Wallisersterne im oberen silbernen Feld und eine zweiarmige silberne Waage im unteren grünen Feld.
Die Verleihung erfolgte am 27. Jänner 1970.Pfarrkirche Fontanella Die Pfarrkirche Fontanella ist den Hll. Sebastian und Martin geweiht. Sie steht im Ortsteil Kirchberg.
Fontanella wird 1674 eine eigene Pfarre. Die barocke Kirche wird anstelle einer Kapelle erbaut, 1674 fertiggestellt und 1847 erweitert.- Raggal
Übersicht Die 42 km² große Gemeinde liegt auf 1.015, der Ortsteil Marul auf 976 m ü.A. Auf Grund vieler rätoromanischer Hof- und Flurnamen kann angenommen werden, dass Raggal und Marul schon vor der Walsereinwanderung von rätoromanischen Bauern bewohnt war. Der Name Raggal leitet sich aus "runcale", dem rätoromanischen Wort für "roden" ab.
Wirtschaftlich hat sich Raggal dem sanften Tourismus verschrieben und ist um die Ansiedelung von Klein- und Mittelbetrieben bemüht.Zahlen und Daten Bevölkerung: 883 (2022) Fläche: 41,69 km2 Lage: 1.015 m ü.A. Ortsteile: Raggal, Marul, Litze, Plazera Wappen von Raggal Quergeteilter Schild mit blauem Schildhaupt - Oben sieht man eine grüne, mehrspitzige Bergkette, belegt mit einem silbernen Bergwerkszeichen, Schlegel und Hammer mit goldenen Stielen; unten in Silber ein halbes rotes Mühlrad.
Die Verleihung erfolgte am 28. September 1965.Pfarrkirche Raggal Die Pfarrkirche ist den Hll. Nikolaus und Theodul geweiht. Sie wurde als kleinere Kapelle 1455 erbaut. Raggal wurde 1586 eine selbständige Pfarre.
Die Kirche besteht aus einem barocken Langhaus und einem gotischen Chor. Sie wurde 1980 grundlegend renoviert.
- St. Gerold
Übersicht St. Gerold hat ca. 400 Einwohner auf einer Fläche von 13 km². Das Hölltobel teilt die Gemeinde in den Inner- und den Außerberg. Die Volksschule befindet sich in einem denkmalgeschützten Gebäude. Gemeindeamt, Kindergarten und Dorfladen übersiedelten 2009 in den neuerbauten Holzbau auf der anderen Straßenseite.
Die Geschichte des Ortes ist eng mit der gleichnamigen Propstei verbunden, welche auf den Einsiedler Gerold zurückführt und zum Kloster Einsiedeln (Schweiz) gehört. Die Propstei liegt etwas abseits der Durchzugsstraße talseitig unter dem neuen Gemeindezentrum.Zahlen und Daten Bevölkerung: 394 (2022) Fläche: 12,58 km2 Lage: 920 m ü.A. Ortsteile: Innerberg, Außerberg, Ortskern Wappen von St. Gerold Schild gespalten in Silber und Blau - In Silber steht der hl. Gerold in rotem Gewande mit goldener Gloriole, in der Rechten einen goldenen Pilgerstab, in der Linken einen goldenen Reichsapfel. Der linke Fuß ist auf eine goldene Bügelkrone gesetzt. Im blauen Feld zeigt es einen aufsteigenden silbernen Steinbock.
Die Verleihung erfolgte am 27. Oktober 1970.Pfarrkirche und Kloster St. Gerold Die Kirche ist dem hl. Gerold geweiht, seit 1313 Propsteikirche und seit 1779 Pfarrkirche. Vor allem unter Pater Nathanael Wirth (von 1959 bis 2008 Propst in St. Gerold) erlebte das Kloster einen wirtschaftlichen Aufschwung und wurde zu einem kulturellen Zentrum. Die Propstei betreibt eine Landwirtschaft und eine Reithalle für therapeutisches Reiten.
Die Fundamentmauern der ehemaligen romanischen Kirche sowie das Grab des hl. Gerold wurden 1965/66 freigelegt und in der heutigen Unterkirche, der Krypta, zugänglich gemacht.- Sonntag
Übersicht Sonntag ist mit 81 km² die größte Gemeinde des Tales. Kirche, Volksschule und Heimatmuseum stehen im Ortsteil Flecken. Höchste Erhebung im Gemeindegebiet ist die 2.706 m hohe Rote Wand. Der Ortsname wird auf den Kirchenpatron Dominikus (dominica - Sonntag), oder auf die "Sonntagsweide" (prau de demengia - Sonntagswiese) zurückgeführt. Hinter Buchboden liegt das schon im 15. Jh. weitum bekannte Bad Rothenbrunnen.
Lange Zeit bildeten Milchwirtschaft und Viehzucht die Lebensgrundlage der Bevölkerung. Später wurde das Pendeln aus dem Tal zur Arbeit möglich. Tourismus und kleine Gewerbe- oder Handelsbetriebe legten an Bedeutung zu. Das Sägewerk Erhart ist mit etwa 25 Beschäftigten der größte Arbeitgeber des Tales.Zahlen und Daten Bevölkerung: 643 (2022) Fläche: 81,53 km2 Lage: 888 m ü.A. Ortsteile: Buchboden, Seeberg, Buchholz, Boden, Flecken, Bühl, Stein, Türtsch, Sand, Schmiede, Faschinastraße, Garsella, Litze, Rufana, Bregenzer, Halde Wappen von Sonntag In einem blauen Schild sitzt auf einem silbernen, rotgezäumten Ross ein Reiter mit silbernem Gewand, goldener Rüstung und goldener Gloriole. In der rechten Hand hält er ein silbernes Schwert und vor der Brust einen schwarzen Schild mit einem silbernen Steinbock.
Die Verleihung erfolgte am 6. September 1966.Pfarrkirche Sonntag Die Pfarrkirche Sonntag liegt in Boden-Flecken und ist den Hll. Oswald und Dominikus geweiht. Sie besteht aus einem klassizistischen Langhaus und einem gotischen Chor.
Sonntag wurde bereits 1406 eine Kuratie, spätestens 1457 eigene Pfarrei und ist somit die älteste im Tal. Das 1806 durch eine Lawine zerstörte Langhaus wurde wieder aufgebaut und verlängert.- Thüringerberg
Übersicht Vom Walgau über Schnifis oder Thüringen kommend ist Thüringerberg die erste Gemeinde des Großen Walsertales. Thüringerberg umfasst die zwei Südhänge Inner- und Außerberg, getrennt durch das Schlosstobel. Auf Thüringerberger Gemeindegebiet steht die Ruine der um 1260 errichteten Burganlage Blumenegg, zu deren Herrschaft auch noch die heutigen Gemeinden Bludesch, Ludesch und Thüringen gehörten.
Die von der Landwirtschaft geprägte Gemeinde entwickelte sich durch die Ansiedlung von Industriebetrieben im Walgau zu einer Pendlergemeinde in schöner Wohnlage.Zahlen und Daten Bevölkerung: 720 (2022) Fläche: 10,40 km2 Lage: 877 m ü.A. Parzellen: Außerberg, Gaden, Hagen, Innerberg, Kapiescha, Maiern, Oberrain, Schloss Wappen von Thüringerberg Auf dem blauen Schild befindet sich unten ein roter Dreiberg. Er trägt einen Schild mit drei silbernen und blauen Wolkenbalken. Darüber steht eine rotbedachte silberne Burg mit zwei Erkerchen und je einer rotbedachten Wehrmauer.
Die Verleihung erfolgte am 14. Jänner 1969.Pfarrkirche Thüringerberg Die Pfarrkirche Thüringerberg wird 1783 fertiggestellt und 1790 dem hl. Andreas geweiht. 1989/90 wird sie renoviert. Thüringerberg ist seit 1835 eine eigene Pfarrei.
998 wird urkundlich eine Marienkirche in „Montaniolo“ (rätoromanischer Name von Thüringerberg) erwähnt. 1959 - 61 wird sie erweitert, restauriert und neugestaltet.
- Wirtschaft
Holzwirtschaft Holz hatte schon immer eine große Bedeutung für das waldreiche Tal. Schon vor dem Straßenbau war es möglich, Holz durch Flößen talauswärts zu transportieren. Die Holzverarbeitung ist auch heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Neben dem Sägewerk Erhart und der Zimmerei Heiseler in Sonntag als größere Betriebe sind im Tal auch kleinere Holzbau- und Sägebetriebe sowie Tischlereien aktiv.
Erwerbsmöglichkeiten Traditionell bilden Viehzucht, Milch- und Alpwirtschaft die wirtschaftliche Grundlage der Walser. Der Fremdenverkehr ermöglichte eine weitere Einkommensquelle.
Viele Walserinnen und Walser gehen mehreren Beschäftigungen nach, sei es in der Landwirtschaft, Zimmervermietung, Schischule, Gast- oder Gewerbebranche oder als Liftangestellte. Im Tal gibt es verschiedene, meist kleine Gewerbe-, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe.Sennereibetrieb Die Milch wird in die Sennerei gebracht und dort verarbeitet. Die Sennereien Buchboden und Seeberg haben sich der Sennereigenossenschaft Sonntag angeschlossen, wo z.B. die Käsesorte „Walserstolz" hergestellt wird. Im Biosphärenhaus wird eine Erlebnissennerei mit Verköstigungs- und Verkaufsbereich angeboten.
Die Sennereien in Sonntag-Boden und Raggal-Marul sind Wintersennereien. Sie sind nur von September bis Juni in Betrieb. Im Sommer befindet sich das Vieh auf den Alpen, wo die Milch direkt zu Alpkäse verarbeitet wird.Lutzkraftwerk Die Lutz wird in ihrem Verlauf zweimal aufgestaut. Unterhalb von Raggal und Blons befindet sich der Speicher Raggal. Ein 48 m hoher Damm staut ca. 2 Mio. m3 Wasser. Ein 4,5 km langer Stollen führt zum Kavernenkraftwerk Lutz-Oberstufe beim Speicher Gstins am Talausgang in der Nähe der Ruine Blumenegg. Dieses Werk wurde in den Jahren 1964 - 67 gebaut.
Von Gstins wird das Wasser durch Stollen und Druckrohre zum Kraftwerk Lutz-Unterstufe bei Bludesch geführt. Dieses wurde bereits 1959 in Betrieb genommen.Heuarbeit Für die Bewirtschaftung des steilen und teils schwer zugänglichen Geländes ist die menschliche Arbeitskraft unerlässlich. Hangtaugliche Maschinen sind eine große Hilfe beim Mähen, Wenden, Zusammenrechen und Einführen des Futters. Das Miststreuen mit Allrad-Schleppern hat das frühere mühsame „Mistkriegen“ mit Karren und „Wellenbock“ abgelöst.
Die aufwändige Bewirtschaftung der Alpflächen hat auch eine landschaftspflegerische Funktion und ist für die touristische Attraktivität unseres Landes maßgebend.
Alpwirtschaft Mehr als ein Drittel der Gesamtfläche des Großen Walsertals sind Alpflächen. Vom „Hemat“ zieht der Bauer für etwa drei Wochen ins Maisäß, dann erst fährt man auf die Alpe auf, wo das Vieh ungefähr drei Monate lang „gesömmert“ wird („Dreistufenwirtschaft“). Von den 45 bewirtschafteten Alpen werden 24 als sogenannte Melkalpen betrieben, die übrigen als Galtalpen (keine Milchproduktion).
Werden Alp- und Maisäßgebäude nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, dienen sie oft für touristische Zwecke.Tourismus Der Tourismus ist neben der Landwirtschaft der wichtigste Wirtschaftsfaktor des Tales. Tourismus und Landwirtschaft ergänzen sich gegenseitig. Der Tourismus bietet für viele Landwirte ein notwendiges Nebeneinkommen. Das Große Walsertal ist im Sommer wie im Winter eine beliebte Urlaubsdestination.
Die Anfänge des Tourismus gehen auf Schutzhütten der Alpenvereine und das Heilbad Rothenbrunnen zurück.
Pendler Große Arbeitgeber gibt es im Tal nicht, aber im angrenzenden Walgau, z.B. Hilti (Thüringen) oder Liebherr (Nenzing). Von den ca. 1.600 Erwerbstätigen des Tales sind etwa 1.100 Auspendler. Für das tägliche Pendeln zwischen Arbeitsplatz und Wohnort zu verschiedenen Schichtzeiten sind die öffentlichen Verkehrsverbindungen nicht ausreichend. Viele verwenden daher ihr eigenes Fahrzeug. Die Fahrtkosten werden zwar vergütet, aber der Arbeitsweg bleibt oft lang.
- Verkehr
Güterwege Güterwege gehören zum typischen Landschaftsbild des Tales. Mit ihnen werden Wohnhäuser, Höfe, technische Anlagen, Wiesen, Wälder und Alpen erschlossen. Somit erleichtern sie die Lebens- und Arbeitsbedingungen.
In den sechs Gemeinden des Großen Walsertals wurden seit den 1920er-Jahren 104 km Güterwege im Dauersiedlungsraum, 138 km Maisäß- und Alperschließungen und 87 km Forstwege errichtet. Straßenerhalter sind in der Regel private Genossenschaften.
Brücken Bis 1848 war die Straße von Ludesch nach Raggal und über die Lasangga-Brücke (Marulbach) die Hauptverbindung ins Talinnere. Zu Beginn des 20. Jhs. wurde die Straße von Ludesch nach Raggal (L88) ausgebaut. Etwas später erfolgte der Ausbau bis Marul und Plazera und schließlich bis zur Einmündung in die L193 bei Garsella.
Ein für den zunehmenden Verkehr unzumutbares Teilstück war die Verbindung von Raggal bis zur Abzweigung nach Marul. Dieser enge, steile Schotterweg und die schmale Brücke über den Marulbach wurden durch ein 350 m langes Brücken-Bauwerk ersetzt.Durchzugsstraße Die Zufahrt ins Tal kann über die Jagdbergstraße (L54) über Thüringerberg, die Raggaler Straße (L88) über Raggal oder über die Faschinastraße (L193) von Thüringen bzw. über das Faschinajoch erfolgen. Lange Zeit war das Tal nur zu Fuß oder mit Saumpferden erreichbar. 1884 wurde die erste durchgehende Straße eröffnet, die Raggaler Straße 1925 und der Anschluss nach Marul und Plazera 1934.
Mit dem Bau der Hahnenköpfle-Galerie zwischen Faschina und Damüls 1985 entstand eine Verbindung in den Bregenzerwald.Seilbahnen Früher übernahmen Materialbahnen den Gütertransport. Mit der Erschließung der Höfe durch Güterwege verloren Seilbahnen wieder an Bedeutung. Insgesamt bestehen im Großen Walsertal noch 30 Materialseilbahnen, drei davon mit eingeschränktem Personentransport. Sonntag hat die einzige Kabinenpendelseilbahn für die Personenbeförderung. Diese erschließt die Parzelle Sonntag-Stein und ist auch Zubringer für das dortige Wander- und Schigebiet.
Für den Wintersport stehen außer in Fontanella-Faschina auch in Raggal und in Sonntag-Stein Schilifte zur Verfügung. Die Liftgesellschaften von Faschina und Damüls haben sich zusammengeschlossen.
- Landschaft
Tobel Vor allem im weicheren Flyschgestein des Sonnenhangs finden sich viele in die Landschaft eingeschnittene Wildbäche, die Tobel. So wird das Große Walsertal auch als „ein von vielen Tobeln durchtobeltes Tobel“ charakterisiert.
Die Tobel sind eine große infrastrukturelle Herausforderung: Neben Straßen müssen auch Wasser-, Abwasser- oder andere Leitungen die Landschaftseinschnitte queren.Biosphärenpark Das über 19.000 ha umfassende Große Walsertal wurde von der UNESCO zum Biosphärenpark erklärt. Darunter versteht man einen Lebensraum für Menschen unter Achtung der umgebenden Natur. 17 % sind behütete Kernzonen. Dazu gehören u.a. die Naturschutzgebiete Gadental und Faludriga-Nova. 70% sind Pflegezonen, in denen durch gezieltes Bewirtschaften die Vielfalt der Bergwiesen erhalten bleibt. 13% der Fläche sind Siedlungsgebiete und bilden die Entwicklungszone.
Kulturelle und touristische Angebote wie auch die Vermarktung von Naturprodukten sollten der Bevölkerung eine bessere Lebensgrundlage bieten.
- Bsundrigs
Walsertracht Bei der Tracht der Walserin wird zwischen der historischen und der in den 1950er-Jahren erneuerten Tracht unterschieden. Die Juppa reicht bei der historischen Tracht über die Brust, bei der erneuerten bis knapp darunter. Kopfbedeckungen sind Brämchappa, Nudelkappa, weiße Haube, schwarzer Hut oder bei den Mädchen das Schäppili. Die Männertracht ist mehrheitlich in schwarz gehalten. Der Hut ist schwarz und breitkrempig. Die Buben tragen eine bestickte runde Chappa.
Details finden Sie unter Basis-Informationen, Begleittext, Bild 34.Funkensonntag Im ganzen Land wird der Funkensonntag - auch „Küachle-Sonntag“ genannt - begangen. Zum Funkenabbrennen versammeln sich Einheimische und Gäste beim jeweiligen Funkenplatz. Die Fachilibuaba schwingen ihre langen brennenden Fackeln vor dem brennenden Funken, an dessen Spitze eine Hexe mit einem lauten Knall explodieren soll.
Nur im Großen Walsertal wird an diesem Tag „chrochnat“. Buben und Mädchen im Volksschulalter ziehen in Grüppchen durch den Ort. Früher wurde um Küachle gebeten, heute das Taschengeld aufgebessert: „Fachili schwinga, Schindla spitza, Schüssla flicka, d's Glück ins Haus und d's Geld heraus!“.Heimatmuseum Vor allem der Initiative des ehemaligen Blonser Volksschuldirektors Eugen Dobler ist es zu verdanken, dass 1981 das Heimatmuseum Großes Walsertal in Sonntag eröffnet werden konnte. Es gibt dem Besucher einen Einblick in die Lebensweise der Walser in vergangener Zeit, indem es Wohnräume, Gebrauchsgüter, Arbeitsgeräte, Trachten und die geschichtliche Entwicklung zeigt.
Der älteste Teil des geschichtsträchtigen Gebäudes geht ins 16. Jh. zurück.Geburtsbaum Das Aufstellen eines Baumes anlässlich der Geburt eines Kindes ist ein alter Walser Brauch. Wird einer jungen Familie ein Kind geboren, stellen Nachbarn oder Freunde vor deren Haus einen Baum auf, eine geschälte Tanne. Am Stamm ist eine Tafel mit Glückwünschen und dem Namen des Neugeborenen angebracht.
Traditionell wird die Tanne bei einem männlichen Erstgeborenen aufgestellt, es wird aber auch die Geburt eines Mädchens auf diese Weise ersichtlich gemacht.Walserhaus Über den steinernen Kellermauern ist das Walserhaus aus Holz gestrickt. Es hat ausgeformte Dachpfetten, aber keine Giebelpfette. Der Giebel zeigt stets ins Tal. Ostseitig befindet sich die Eingangslaube.
Der Stall war ursprünglich vom Wohnhaus getrennt (Paarhof). Bei neueren Gebäuden sind sie unter einem Dach. Spricht ein Walser von seinem „Hemat“, so meint er damit sein Haus und seinen Stall samt dem umliegenden Boden.Haus mit Lawinenschanze Bedingt durch die landschaftliche Gegebenheit muss die Bevölkerung auf Hanglagen siedeln. Daher müssen die Gebäude lawinensicher errichtet werden.
Die Lawinenschanze ist ein Erdwall, der nahtlos vom hinteren Hausgiebel in den Hang übergeht. Sie kann die Gefahr verringern, dass das Gebäude mitgerissen wird.Bannwald und Lawinenverbauung Der beste Schutz vor Lawinen ist es, sie zu vermeiden. Deshalb wurde bereits 1526 auf bestimmte Wälder ein Bann gelegt. Sie durften nicht gerodet werden. Es entstand ein Bannwald als natürlicher Schutzwald.
Fest verankerte Konstruktionen aus Stahl oder Holz sind vor allem oberhalb der Baumgrenze und an gefährdeten Hängen sinnvoll. Auch Geländeveränderungen wie das Anlegen von Wegen oder Terrassen können Lawinenabgängen entgegenwirken.Lawinenkatastrophen Seit der Besiedlung des Tales und der damit zusammenhängenden Rodung waren seine Bewohner von Lawinen bedroht. Trotz getroffener Maßnahmen ließ sich die Gefahr nie ganz bannen. Der erste urkundlich belegte Lawinenabgang 1497 zerstörte 32 Gebäude und forderte 10 Todesopfer.
Die letzte und bisher furchtbarste Lawinenkatastrophe ereignete sich am 10. und 11. Jänner 1954, als über 70 Lawinen, etwa 30 davon im Siedlungsbereich, zu Tal rasten. Am stärksten betroffen war Blons mit 96 Verschütteten, davon 57 Toten. Auch in den anderen Gemeinden wütete der Weiße Tod. Insgesamt gab es im Tal 80 Tote und verheerende Schäden zu beklagen.
Geschichte
Geschichte des Großen Walsertals
- 900
949 Urkundlich steht fest, dass der rätische Adelige Adam bei Kaiser Otto I. in Ungnade fiel und in eine Einsiedelei im Drusental (Walgau) flüchtete. Dank der Fürsprache des Abtes von Einsiedeln wurde er am 1. Jänner 949 von Kaiser Otto begnadigt und rehabilitiert. Von dieser Begnadigung berichtet die erste Urkunde des Tales.
Adam gilt als Vorbild für die Gerold-Legende. Mit ihm soll die Siedlungsgeschichte des Tales begonnen haben (Sage: Der Einsiedler Gerold).- 1200
1260 Auf Thüringerberger Gemeindegebiet wird die Burganlage Blumenegg errichtet, zu deren Herrschaft die heutigen Gemeinden Bludesch, Ludesch und Thüringen gehören.
vor 1300 Die rätoromanischen Namen der großen Gemeinschaftsalpen Alpila, Steris, Partnum, Laguz oder Klesenza verraten eine Bewirtschaftung schon vor 1300. Vermutlich haben sich rätoromanische Bauern auf dem "Klosterberg" niedergelassen, nachdem Gerolds Besitzungen in das Eigentum des Klosters Einsiedeln (CH) übergegangen sind.
- 1300
1311 Ein Brand zerstört das Kloster St. Gerold. Dabei werden Urkunden, die die Gründungszeit belegen können, ein Raub der Flammen. Eine Urkunde des Stifts Weißenau belegt, dass es das Kloster 1227 bereits gegeben hat.
1397 Für alle Walser der Herrschaft Blumenegg wird von Graf Hartmann I. von Werdenberg das Gericht „zum Sunnentag und uf Raggol“ , das Untere Walsergericht, mit Sitz in Garsella eingerichtet.
14. Jh. Walliser Bauern besiedeln von Feldkirch her die Anhöhen des Walgaus und den vorderen Teil des „Valentschina-Tales“ bis Sonntag. Fontanella wurde von Damüls her besiedelt.
- 1400
1457 Sonntag wird eine eigene Pfarrei, die erste im Tal.
- 1500
1526 Nach heftigen Lawinenabgängen wird auf bestimmte Wälder ein Bann gelegt. Sie durften nicht mehr gerodet werden.
1596 Raggal wird selbständige Pfarre.
- 1600
1673 Fontanella wird eigene Gemeinde, löst sich von Damüls.
1674 Fontanella wird eine Pfarre.
1689 Blons wird selbständige Pfarre.
- 1700
1779 Die Klosterkirche von St. Gerold wird Pfarrkirche.
- 1800
1806-1814 Die Bayern herrschen über Vorarlberg. Die 24 Gerichte werden aufgelöst und Vorarlberg in Gemeinden eingeteilt.
1835 Thüringerberg wird eine eigene Pfarrei.
bis 1848 war die Straße von Ludesch nach Raggal und über die Lasangga-Brücke (Marulbach) die Hauptverbindung ins Talinnere.
1884 Eie erste durchgehende Straße wird eröffnet.
- 1900
1925 Die Raggaler Straße wird eröffnet.
1932 Der Lustenauer Hotelier Rudolf Sperger erbaut auf dem Faschinajoch, das damals noch nicht erschlossen war, ein Sporthotel.
1934 Die Anschluss-Straße nach Marul und Plazera wird fertiggestellt.
1945-1955 Vorarlberg ist französische Besatzungszone und wird von Innsbruck aus verwaltet.
- 1950
10./11. Jänner 1954 Mehr als 70 Lawinen, etwa 30 davon im Siedlungsbereich, gehen ab. Am stärksten betroffen ist Blons mit 96 Verschütteten, davon 57 Toten. Insgesamt gab es im Tal 80 Tote und verheerende Schäden zu beklagen.
1959 Das Lutz-Unterstufen-Kraftwerk wird in Betrieb genommen.
1964 - 67 Beim Speicher Gstins wird das Kavernenkraftwerk Lutz-Oberstufe gebaut.
1985 Die Brücke über den Marulbach wird für den Verkehr freigegeben.
1986 Eröffnung der 83 m langen Stahlbeton-Bogenbrücke über das Bergertobel von Fontanella-Mittelberg nach -Kirchberg
1996 Die Milchbauern des Ortes stellen auf biologische Wirtschaftsweise um und fördern mit der Biosennerei das Image Maruls als „Biodorf“.
- 2000
2000 Das Tal wird von der UNESCO als Modellregion für nachhaltiges Leben und Wirtschaften zum Biosphärenpark erklärt.
2009 Das Haus "Walserstolz" entsteht. Hier sind neben der Käse-Produktion auch eine Erlebnissennerei, ein Verköstigungs- und Verkaufsbereich sowie die örtliche Poststelle untergebracht.
2009 Gemeindeamt, Kindergarten und Dorfladen übersiedeln in den neuerbauten viergeschossigen Holzbau. Er ist kubusförmig und energietechnisch besonders durchdacht.
2009 Pater Kolumban Reichlin aus dem Kloster Einsiedeln wird Propst in St. Gerold.
2014/15 Die Maruler Kinder gehen ab diesem Schuljahr nach Raggal in die Volksschule.
- 2020
Impressum Diese Zusammenstellung basiert auf "Bilder aktuell" und dem Dokument Begleittext.pdf der Basisinformationen. Diese finden Sie inkl. des Impressums unter Material bzw. Multimedia, wo weitere Bilder und ergänzende Informationen enthalten sein können.